Skizzierung der Geschichte des  Griechisch-Unterrichts am LMG

 

Die Geschichte des Griechischunterrichts am Leibniz-Gymnasium beginnt mit dem  Schuljahr 1980/81, als zum ersten Mal 25 Schülerinnen und Schüler für die 5. Klasse angemeldet wurden.

 

 

 

Bereits ein Jahr davor hatte das Görres-Gymnasium in Düsseldorf  eine griechische Klasse mit 25 Schülerinnen und Schüler eingerichtet. Im Jahr darauf verdoppelte sich die Anmeldezahl der griechischen Schüler für die Klasse 5, so dass auch im Leibniz-Gymnasium eine solche Klasse startete.

 

 

 

Und wie kam es dazu? Von der ersten Zeit  der Einwanderung (in den 60er Jahren) der „Gastarbeiter" nach Deutschland, besuchten die Kinder der Migranten  ausschließlich die Hauptschulen. Zweck dieser „Vorbereitungsklassen in Langform" war, die Kinder für die Rückwanderung in ihr Herkunftsland vorzubereiten. Darum wurden sie von griechischen Lehrern in griechischer Sprache und in verschiedenen Fächern unterrichtet.

 

Ich unterrichtete  - und damit begann meine Schullaufbahn als Lehrerin in Deutschland  - z.B. zuerst an einer Hauptschule in Benrath und danach in einer Hauptschule in Flingern homogene griechische Klassen, nicht nur in den studierten Fächern Griechisch und Geschichte, sondern auch in orthodoxer  Religion, Biologie, Mathematik und Kunst!

 

 

 

Als die  NRW-Regierung feststellte, dass die meisten Familien nicht mehr zurück kehrten, sondern sie sich hier  mit ihren Familien niederließen, beschloss sie eine  Integrationspolitik. Die Vorbereitungsklassen in Langform wurden abgeschafft. An deren Stelle entstand der Muttersprachliche Ergänzungsunterricht, der mit wesentlich weniger Stunden in einigen Schulen vormittags oder nachmittags statt fand. Die griechischen Eltern reagierten und verlangten nach der Einführung von Griechischunterricht an einem Gymnasium. Das humanistisch orientierte  Görres-Gymnasium schien am besten geeignet zu sein.

 

 

 

Auch die in den beiden Gymnasien nacheinander eingerichteten  Klassen waren einheitlich griechisch. Der Sprachunterricht in Griechisch wurde anstelle der ersten Fremdsprache mit 5 Stunden in der Woche erteilt. Hinzu gab es Förderunterricht für Griechisch und Deutsch und orthodoxen Religionsunterricht in griechischer Sprache. Verantwortlich als Klassenlehrer für diese ersten Klassen waren die Griechischlehrer, d.h. für das Görres-Gymnasium war der Philologe Herr Soterios Kourris und für das Leibniz-Gymnasium meine Person zuständig.

 

 

 

In der 7. Klasse mussten diese Klassen aufgelöst und in die regulären Klassen integriert werden. Dieses Modell war mit vielen Problemen verbunden. Einige werden hier erwähnt:

 

 

 

  • Die griechischen Schülerinnen und Schüler fühlten sich wie ein Fremdkörper in den schon etablierten deutschen Gruppen und kapselten sich ab.
  • Auch die deutschen Schüler wollten mit „Ausländern" nichts zu tun haben.
  • In Englisch wurden sie getrennt unterrichtet (2. Fremdsprache), was mit Vorurteilen verbunden war, dass z.B. Griechen nicht Englisch lernen könnten.

 

 

 

Als die ersten Schüler die Klasse 10 erreicht hatten, wechselten viele von ihnen in das inzwischen (seit 1979) funktionierende griechische Lyzeum (Klassen 10 - 12), das  damals in Düsseldorf/Flingern als Ergänzungsschule  im Gebäude der jetzigen Anne-Frank-Realschule untergebracht war.

 

Das Ziel dieser Schüler war es, so schnell wie möglich viel Griechisch zu lernen, um nach Griechenland zurückzukehren. Darum erlaubte das Schulamt den Wechsel von der deutschen in die griechische Schule nur, wenn die Familien unterschrieben, dass sie in absehbarer Zeit nach Griechenland übersiedeln würden.

 

In der Zeit der 90er Jahre gab es eine große Welle von Rückwanderern, weil viele  Firmen, bei denen „Gastarbeiter" beschäftigt waren, Prämien dafür vergaben.

 

Somit bestand  die Notwendigkeit der gleichzeitigen Erhaltung von zwei Parallelklassen in zwei Schulen nicht mehr. Das Görres-Gymnasium, das weniger Anmeldungen hatte, stellte den Betrieb der griechischen Klassen ein, so dass seine griechischen Oberstufenschüler nachmittags für den Griechischunterricht zum Zentralkurs ins Leibniz kamen.

 

 

 

Als die ersten Schüler in die Sek. II kamen, entstand die Notwendigkeit, einen Lehrplan für die Oberstufe zu schreiben. Diese Arbeit war sehr mühsam, weil sie aus dem Nichts entstand. Unter der Leitung des damaligen Dezernenten Dr. Vomhof und meiner Federführung entstand auf der Basis des im Leibniz-Gymnasium stattfindenden Unterrichts im Landesinstitut Soest der erste Lehrplan für Neugriechisch in der Sek. II. So konnte im Schuljahr 1990 die erste Abiturprüfung in Neugriechisch bundesweit abgenommen werden.

 

 

 

Im Jahre 1990 erfuhr das Leibniz-Modell eine Veränderung. Griechisch wurde nunmehr anstelle der 2. Fremdsprache angeboten. Der griechischsprachige Unterricht wurde jedoch  mit einem  Sachfach erweitert, so dass ein bilinguales Modell entstand.

 

Zu diesem Zweck war viel Organisation notwendig, wie z.B. Erstellung des Lehrplans für  Griechisch in der Sek.I, Empfehlungen für die Sachfächer Geschichte, Politik und Erdkunde.

 

 

 

Parallel zum regulären Unterricht in Griechisch wurden die griechischen Schülerinnen und Schülern von vielseitigen Treffs und Veranstaltungen begleitet, so dass sie in einem angenehmen Lernklima lebten. Eine griechischsprachige Theatergruppe agierte von 1985 an jahrelang und gab mehrere Vorstellungen in Düsseldorf und anderen Städten. Aufgeführt wurde u.a. die Iphigenie auf Tauris von Euripides, Frieden von Aristophanes und ein selbst verfasstes Theaterstück, das die Schülerinnen und Schüler gemeinsam mit mir und einem Theaterregisseur schrieben und inszenierten!

 

Die intensive Begleitung durch die Sozialarbeiterin Antonia Annoussi aus  dem damaligen „griechischen Haus" des damaligen Diakonischen Werkes an der Duisburger Str. und die Partys, die dort gefeiert wurden, werden  den jungen Menschen bis heute  in Erinnerung geblieben sein. Manche dieser Menschen leben noch heute sehr eng zusammen...!

 

 

 

Zusammenfassend kann man sagen, dass die gleichzeitige Förderung in  Griechisch und in Deutsch allen Schülerinnen und Schülern, die ihr Abitur am Leibniz-Gymnasium gemacht haben, sehr dazu verholfen  hat, eine sichere Identität zu bilden und sich sowohl beruflich als auch individuell weiter zu entwickeln.

 

 

 

Catherine Yannidakis-Hahne                                                                         September 2009