Das Baltikum begeistert den Deutsch-Leistungskurs

 

Studienfahrten sollen nicht nur thematisch an den Unterricht anknüpfen und den Schülerinnen und Schülern das Erlernte „hautnah“ zeigen, sondern auch den Horizont erweitern und für „das Neue“ werben. Getreu diesem Motto suchte sich der Deutsch-Leistungskurs der Jahrgangsstufe Q2 von Herrn Finger als Reiseziel das Baltikum aus…

 

Traditionell gehen Studienfahrten nach Berlin, Paris, Barcelona, London, Rom oder Prag – alles Ziele, über deren pädagogischen, historischen und kulturellen Wert man nicht streiten muss. Jedoch sind dies auch alles Ziele, die man privat relativ leicht erreicht. Und so entschieden sich die 16 Schülerinnen und Schüler des Deutsch-Leistungskurses dafür, ein Ziel für ihre Studienfahrt zu wählen, welches eher als solches untypisch angesehen wird. Die Wahl fiel dann relativ schnell auf das Baltikum und auf die lettische Hauptstadt Riga sowie die estnische Hauptstadt Tallinn. Nach knapp einem Jahr Vorbereitung ging es Anfang Oktober zunächst nach Lettland.


Riga erwartete die Schülerinnen und Schüler sowie ihre begleitenden Lehrer Frau Brackmann und Herrn Finger mit strahlendem Sonnenschein. Nach einem ersten Erkundungsgang durch die historische Altstadt Rigas, bei dem u.a. das „Schwarzhäupterhaus“, das Freiheitsdenkmal und die berühmte Petrikirche besichtigt wurden, erfuhren die Teilnehmer auch, warum im kommenden Jahr „100 Jahre Lettland“ gefeiert wird. Des Rätsels Lösung: Vor der sowjetischen Okkupation und der Eroberung durch Nazi-Deutschland im Zweiten Weltkrieg war Lettland schon einmal für einige Jahre ein unabhängiges Land, und diese Unabhängigkeit wird 2019 groß gefeiert, auch wenn vielen von uns Lettland als freies und demokratisches Land erst seit dem Zusammenbruch des „Eisernen Vorhangs“ nach 1989 ein Begriff ist. Zudem wandelte die Gruppe noch auf den Spuren Johann Gottfried Herders, der mit seiner Sprachursprungstheorie jedem Deutsch-Leistungskursschüler / jeder Deutsch-Leistungskursschülerin ein Begriff sein dürfte und dessen Karriere in Riga begann.  

 

Am zweiten Tag ging es dann zu einem Ort, der sehr viel Historie und gleichzeitig ein beklemmendes Gefühl für die Schülerinnen und Schüler bereithielt, dem „Rigaer Ghetto Museum“, in dem an die Gräueltaten an Juden im Zweiten Weltkrieg durch die Nazis und an den Holocaust erinnert wurde. In einer sehr intensiven Führung durch die Ausstellung, die sich z.T. auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers „Riga Kaiserwald“ befindet, wurden die Schicksale deportierter Juden aus und nach Riga nachgezeichnet und über den Widerstand berichtet. Auch ein Original-Eisenbahnwaggon, mit dem zwischen 1941 und 1944 mehr als 20.000 jüdische Bürger aus dem gesamten Reich, davon ca. 130 auch aus Düsseldorf nach Riga deportiert wurden, zeigte einmal mehr die Grausamkeiten der damaligen Zeit. Verstörend für viele Schülerinnen und Schüler war jedoch auch die Information, dass die Eroberung des Baltikums durch Nazi-Deutschlands teilweise hier noch als Befreiung von den Sowjettruppen unter Stalin, die um 1940 das Baltikum besetzt hatten, gesehen wird.

 

Nach einer Mittagspause auf dem Gelände der berühmten Markthallen ging es nachmittags per Eisenbahn in den lettischen Badeort Jūrmala, wo natürlich ein ausgedehnter Strandspaziergang nicht fehlen durfte. Bei strahlendem Sonnenschein gingen die ersten zwei Tage in Lettland zu Ende, und per Bus ging es in knapp fünf Stunden nach Estland und in die estnische Hauptstadt Tallinn.

 

Tallinn erwartete unsere Schülerinnen und Schüler ebenfalls bei strahlendem Sonnenschein und zeigte so die gesamte Pracht eines der am besten erhaltenden mittelalterlichen Stadtkerne weltweit, nicht umsonst gehört die Altstadt von Tallinn zum „Unesco Weltkulturerbe“. Nach einer Besichtigung der berühmten Alexander-Newski-Kathedrale, eines beeindruckenden Blicks vom Domberg auf die Altstadt und eines Besuchs des Rathausplatzes mit der ältesten kommerziellen Apotheke der Welt (eröffnet 1422), hieß es am Abend auf einer „Nachtwächter-Tour“ die Altstadt im Dunkeln zu erkunden. Die Teilnehmer erfuhren viel über den Aufbau und die Funktionen einer mittelalterlichen Stadt und das damalige Leben. Daher durfte auch ein Besuch im mittelalterlichen Restaurant „Old Hansa“ nicht fehlen, welches sehr spezielle mittelalterliche Spezialitäten servierte.

 

Ein Besuch des „Yachthafens“, des Stadtstrandes und der Neustadt, in der vor allem die Thematik des sozialistischen Städtebaus thematisiert wurde, rundeten den letzten Tag der Studienfahrt ab, bevor es dann wieder mit vielen neuen Eindrücken im Gepäck zurück nach Düsseldorf ging. Jedoch waren sich alle Teilnehmer einig: Das Baltikum ist eine absolute Perle und bietet nahezu aus jedem Fachbereich etwas. Viele Schülerinnen und Schüler sagten schon: „Wir kommen wieder“! Und für das Leibniz-Montessori-Gymnasium hat sich ein neues und sehr spannendes Studienfahrtziel eröffnet, welches wir bestimmt nicht das letzte Mal besucht haben werden.

 

Text und Fotos: Jörn Finger